Als Coachin und Beraterin begleitet mich das Werte- und Entwicklungsquadrat regelmäßig in meiner täglichen Arbeit, und ich möchte es hier gerne vorstellen. Ich finde es besonders nützlich in zwei verschiedenen Anwendungsfällen, die ich im Folgenden erläutern werde.
Das Werte- und Entwicklungsquadrat im Überblick
Das Modell wurde von Friedemann Schulz von Thun beschrieben wurde ([1], S. 43 ff.), um die Komplexität menschlicher Kommunikation, Werte und Entwicklungsprozesse zu erklären. Es betont die Wichtigkeit, dass ein Wert nur dann konstruktiv wirken kann, wenn er in einem ausgewogenen Verhältnis zu seinem Gegenwert steht. Das Modell besteht aus einem imaginären Quadrat, in dem vier Abschnitte verschiedene Aspekte repräsentieren.
Die Struktur des Quadrats
Oberer Bereich (positive Werte): Hier finden sich zwei konstruktive Werte im harmonischen Spannungsverhältnis zueinander.
Unterer Bereich (Entwertung, „Unwerte“): Dieser Abschnitt behandelt die negativen Übertreibungen der Werte aus dem oberen Bereich und zeigt, wie ein Ungleichgewicht zu einer Überkompensation führen kann.
Senkrechte Verbindung (entwertete Übertreibung): Diese Verbindungen zeigen entwertende Übertreibungen und verdeutlichen, dass die Balance zwischen den positiven Werten entscheidend ist.
Diagonale Verbindung (Entwicklungsrichtung): Die Diagonalen zeigen die Gegensätze eines Wertes mit dem gegenüberliegenden Unwert und geben die Richtung der notwendigen Entwicklung vor.
Im obigen Beispiel werden die beiden positiven Werte Genauigkeit und Lockerheit betrachtet. Übermäßige Genauigkeit kann zu Perfektionismus führen, während übertriebene Lockerheit in Schlampigkeit enden kann. Aus Perfektionismus folgt aus dem Quadrat das Entwicklungspotential hin zu mehr Lockerheit. Die Entwicklungsperspektive zeigt auch, dass eine Überkompensation entstehen kann, wenn die Balance zwischen den Werten nicht gewahrt wird.
Anwendungen in der Praxis
Ich nutze das Werte- und Entwicklungsquadrat auf verschiedene Weisen in meiner Arbeit. In Mitarbeitergesprächen schlage ich vor, das traditionelle Bewertungssystem mit einem gängigen Maßstab „gut-schlecht“ mit einer Skala zwischen zwei positiven Werten zu ersetzen. Dies fördert ein besseres Verständnis für die Tendenz einer Person zwischen zwei konstruktiven Werten (siehe auch [2], S. 52 ff.).
In Konfliktsituationen hilft das Quadrat dabei, zu zeigen, dass beide Konfliktparteien für positive Werte stehen, jedoch auf unterschiedlichen Seiten des positiven Spannungsverhältnisses. Dies führt zu mehr Verständnis und erhöht die Bereitschaft zur Kompromissfindung (siehe hierzu auch [1], S.60 ff.).
Quellen:
[1] Schulz von Thun, Friedemann. 2019. Miteinander reden 1- 4 (Faltschachtel): Störungen und Klärungen / Stile, Werte und Persönlichkeitsentwicklung / Das «Innere Team» und situationsgerechte Kommunikation / Fragen und Antworten. Vol. 2. N.p.: ROWOHLT Taschenbuch
[2] Schulz von Thun, Friedemann, Johannes Ruppel, und Roswitha Stratmann. 2003. Miteinander reden: Kommunikationspsychologie für Führungskräfte. N.p.: Rowohlt.
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